Portugal
Die Nelken-Revolution
Von wann bis wann war die Diktatur in Portugal und wie kam es dazu?
Im Oktober 1910 wird in Portugal die Republik ausgerufen, König Manuel II. flieht ins englische Exil. Diese sogenannte Erste Republik ist durch politische Instabilität mit häufig wechselnden Regierungen gekennzeichnet.
Es kommt zu kommunistischen, aber auch zu monarchistischen Putschversuchen und Aufständen. 1926 putscht das Militär und beendet die Erste Republik. Es entsteht eine Diktatur, in der der Zivilist António de Oliveira Salazar 1928 Finanzminister und 1932 Ministerpräsident wird. Salazar gründet 1933 den „Estado Novo“ (Neuer Staat), ein autoritäres Gebilde mit faschistischen Tendenzen. Salazar regiert das Land bis 1968. Die Diktatur in Portugal dauert fast 50 Jahre, sie endet 1974 mit der sogenannten Nelkenrevolution.
Was kennzeichnet diese Diktatur?
Im Estado Novo gibt es nur noch die Einheitspartei „Nationale Union“. Oppositionelle und anders Denkende werden von der staatlichen Geheimpolizei PIDE verfolgt, eingesperrt, misshandelt oder ins Exil getrieben.
Das Regime erhält vor allem Unterstützung von der katholischen Kirche, dem Militär, von Unternehmern und Großgrundbesitzern. In den Jahren der Diktatur werden hunderte Menschen getötet, im Vergleich zur Franco-Diktatur in Spanien mit mehreren hunderttausend Opfern sind das allerdings deutlich weniger Opfer.
Das Land ist agrarisch geprägt, verfügt über wenig Industriebetriebe, die Mehrheit der Portugiesen lebt nahe am Existenzminimum. Portugal hat in den Jahren der Salazar-Herrschaft das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen in West-Europa, die höchsten Militärausgaben, die höchste Säuglingssterblichkeit und die höchste Analphabetenrate. Viele ältere Portugiesen und Portugiesinnen können bis heute nur mangelhaft lesen und schreiben, da es während des Salazar-Regimes in Portugal keine Schulpflicht gab.
Wie endet die Diktatur?
Der Diktator erleidet 1968 einen Schlaganfall, sein Nachfolger Marcelo Caetano übernimmt das autoritäre Ruder. Am 25. April 1974 kommt es zu einem Putsch linksgerichteter Offiziere des Militärs gegen die autoritäre Diktatur des Estado Novo.
Der Putsch wird von der Bevölkerung begeistert unterstützt. Die Offiziere fordern den Sturz der Regierung und eine Ende der Kolonialkriege in Angola, Guinea und Mozambik. Die Kolonialpolitik Portugals drängt das Land in die politische und wirtschaftliche Isolation.
Der Aufstand vom 25. April 1974 geht als „Nelkenrevolution“ in die Geschichte ein. Die Menschen auf den Straßen stecken den aufständischen Soldaten rote Nelken in ihre Gewehrläufe und feiern sie als „Retter des Vaterlandes“. Die Revolution verläuft weitgehend friedlich, vier Menschen werden getötet, als regimetreue Soldaten auf die unbewaffneten Demonstrierenden schießen. Der Putsch ist erfolgreich, Regierungschef Caetano flieht ins Exil nach Brasilien, der Estado Novo löst sich auf. Nach der Nelkenrevolution erlangen die portugiesischen Kolonien in Afrika ihre Unabhängigkeit.
1976 erhält Portugal eine Verfassung und ist damit wieder eine Demokratie. Das Land entwickelt sich in der Folgezeit zu einer parlamentarischen Demokratie. Bis heute ist der „Tag der Freiheit“ („Dia da Liberdade“) am 25. April ein Feiertag und wird mit Nelken gefeiert. Auch Portugal ist, ähnlich wie Spanien, bis heute mit der Aufarbeitung seiner Diktatur und des geschehenen Unrechts beschäftigt.
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Mehr InformationenZeitzeugenbericht der Revolution, euronews
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Mehr InformationenDie Nelkenrevolution, das Ende der Diktatur in Portugal, confilm.de
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Mehr InformationenDie Ära Salazar in Portugal. Europas vergessene Diktatur | ZDFinfo Doku